… und gleichberechtigte Elternschaft
Mental Load meint die unsichtbaren Aufgaben im Unternehmen „Familie“, welche meist allein auf den Schultern der Frau* lasten. Es bezeichnet das Daran-Denken, Planen, Organisieren und Umsetzen der vielen kleinen und großen Dinge, die zur Haushalts- und Care-Arbeit gehören und für die sich Frauen* oft automatisch verantwortlich fühlen. Verstärkt wird dieses Ungleichgewicht mit der Geburt eines Kindes, aber auch Frauen* ohne Kinder erleben diese mentale Überlastung des Sich-ständig-verantwortlich-Fühlens und der 1000 To-dos im Kopf.
Mental Load hat Auswirkungen auf die Gesundheit, die ökonomische Situation und die Möglichkeiten zur gesellschaftlichen Teilhabe von Frauen*. Die meisten Gender-Gaps sind auf diesen Umstand zurückzuführen. Mütter, die Teilzeit erwerbstätig sind, arbeiten weit mehr als 40 Wochenstunden, den Großteil davon allerdings unbezahlt, denn Mental Load ist unsichtbar und unbezahlt.
Das traditionelle Familienmodell in Österreich sieht nach wie vor den Mann* in der Rolle des Familienernährers, dem der Rücken für Erwerbsarbeit freigehalten wird, und die Frau* in der Rolle der “Dazuverdienenden”. Mütter werden so zu Expert*innen in der Familienorganisation, Väter rutschen leicht in die Rolle des Mithelfers. Mithelfen reduziert allerdings nicht die mentale Belastung des anderen Elternteils.
Ungleich verteilter Mental Load führt zu Konflikten und Frust in der Paarbeziehung und hat Auswirkungen auf die Bindung zu den Kindern. Das Spannende daran ist – es ist den meisten Paaren überhaupt nicht bewusst. Paare streiten häufig über die Durchführung der Tätigkeiten, während es in Wirklichkeit die fehlende Verantwortungsübernahme durch den Partner/die Partnerin ist, die erschöpft und frustriert.
Mental Load nicht zu teilen ist kein individuelles Versagen, es ist kulturell und strukturell bedingt. Auch progressiven Paare, denen Gleichstellung ein echtes Anliegen ist, haben häufig Schwierigkeiten, gleichberechtigte Elternschaft zu leben. Dabei erhöht gleichberechtigte Elternschaft die Lebenszufriedenheit von allen in der Familie. Frauen* können mehr Zeit für Erwerbsarbeit aufwenden und sind daher ökonomisch unabhängiger. Männer* können mehr Zeit in der Familie verbringen, haben eine engere Bindung zu ihren Kindern. Das reduziert häusliche Gewalt.
Unsere Sozialisation, gesellschaftlichen Rollenerwartungen und strukturellen Rahmenbedingungen führen dazu, dass Care-Arbeit und Mental Load sehr ungleich zwischen den Geschlechtern aufgeteilt ist. Um dies zu ändern, bräuchte es ein Bündel an Maßnahmen wie z.B. verpflichtende Karenzzeiten für Väter, gleichen Lohn, eine finanzielle Aufwertung von bezahlten Care-Berufen und den flächendeckenden Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen.
Wir haben uns 2021/2022 mit diesem Thema in einem Projekt, finanziert durch das Bundeskanzleramt, intensiv auseinandergesetzt. Unser Ziel war es, den Begriff “Mental Load” zu verbreiten und Bewusstsein für diese Dynamik zu schaffen.
Wir veranstalteten Workshops für Multiplikator*innen, Workshops für Paare (gemeinsam mit Dr. Erich Lehner vom Dachverband für österreichische Männerarbeit) und hielten zahlreiche Vorträge online und in Präsenz.
Wir haben eine Mini-Kampagne durchgeführt und den „Mental Load Award“ kreiert. Und wir schaffen Bewusstsein durch Medien- und Öffentlichkeitsarbeit, auch auf unserem eigenen Instagram-Account.
2022/2023 durften wir unsere Arbeit dank einer Finanzierung durch Lea – Let’s empower Austria fortsetzen und um eine laufende Gruppe für Paare erweitern.
Seither haben wir viele Menschen mit dieser Arbeit erreicht. Das Feedback von unseren Teilnehmer*innen ist überwältigend, denn tatsächlich kennen alle dieses Problem. Mit unseren Veranstaltungen sprechen wir vielen Menschen aus der Seele, und wir merken: Bewusstmachen hilft.
Unsere aktuellen Veranstaltungen rund um das Thema Mental Load und gleichberechtigte Elternschaft finden Sie in unserem Veranstaltungskalender. Folgen Sie uns auch auf unseren Social-Media-Kanälen unter facebook und instagram: #mentalloadaward