Der Übergang von einem „bloßen“ Machtungleichgewicht hin zur Gewalt ist manchmal schwierig zu erkennen. Schleichend entwickeln Frauen* Strategien wie zum Beispiel die eigenen Bedürfnisse zurückzunehmen, sich anzupassen, nicht „dagegen“ zu reden, sich vorrangig in den Partner einzufühlen und auch bei Beleidigungen, Demütigungen oder Bedrohungen still zu bleiben. Solche Strategien sind eine Reaktion auf gewaltvolles Verhalten. Psychische Gewalt gilt häufig auch im sozialen Umfeld als Normalität.
Er macht mir Angst.
Er kränkt und verunsichert mich.
Er gibt mir das Gefühl, alles falsch zu machen und nichts wert zu sein.
Manchmal denke ich, dass er recht hat und ich an allem schuld bin.
Ich bin total unsicher, wie ich das einschätzen soll. Vielleicht spinne ich, sollte mich beruhigen und nicht überreagieren.
Immer wenn ich versuche zu erklären, wie es mir geht, wird er noch wütender. Da sag ich lieber nichts mehr, sonst wird es nur noch schlimmer.
Immer öfter fühle ich mich niedergeschlagen und kraftlos.
Ich fühle mich schwach und habe Angst, nicht mehr aus dieser Situation herauszukommen.
Ich treffe meine Freundin nicht mehr, weil er nicht will, dass ich mit anderen über unsere Beziehung rede.
Ich beeile mich am Heimweg, weil er sonst fragt, wo ich so lange war und mit wem.
Ja klar kontrolliert er mein Handy.
Kommen Ihnen solche Gedanken und Gefühle bekannt vor?
Jede dritte Frau ist mindestens einmal in ihrem Leben von Gewalt durch ihren Partner oder Ex-Partner betroffen. Gewalt hat viele Gesichter und wird oft nicht erkannt und benannt. Neben der offensichtlichen körperlichen Gewalt mit Verletzungsfolgen gibt es genauso schädliche psychische, finanzielle und sexualisierte Gewalt. Das Benennen von Gewalt: „Das, was ich erlebe, ist Gewalt“, kann ein erster Schritt zur Veränderung sein.
Es gibt keine Rechtfertigung für Gewalt.
Sie haben das Recht auf ein Leben frei von Gewalt.
Sie haben das Recht, Grenzen zu setzen, sich zu schützen und zu wehren.
Was hilft bei Gewalt?
- der eigenen Wahrnehmung vertrauen, die eigenen Gefühle ernst nehmen
- Gewalt erkennen, benennen und verurteilen, nicht verharmlosen oder entschuldigen – es mag Gründe geben, aber keine Rechtfertigung .
- Sich schützen!
Versperrbares Zimmer, Notfallplan und Notfalltasche, Handy bei sich tragen, Nachbar*innen informieren, Wegweisung, Anzeige, Frauenhaus, Frauenhelpline, Frauen*beratung – wir unterstützen Sie dabei, eine für Sie passende Strategie zu entwickeln: - Sich nicht isolieren (lassen), Verbündete suchen
- Über die Gewalt sprechen oder schreiben – Dokumentation, datensichere anonyme Onlineberatung .
- Die Last mit-teilen: Schweigen schwächt, reden stärkt, schreiben wirkt
- Verantwortung für die Gewalt bei der Gewalt ausübenden Person lassen, sich nicht selbst beschuldigen (lassen)
- Grenzen des Einflussbereiches erkennen, den anderen nicht verändern oder retten wollen, sich abgrenzen
- Häusliche Gewalt als gesellschaftliches Problem erkennen. Jede 3. Frau* ist mindestens ein Mal in ihrem Leben von Partnergewalt betroffen.
- Sie sind nicht allein. Sie müssen da nicht alleine durch.
- Die Frauen*beratung ist ein guter Ort, um mit dem Darüber-Sprechen zu beginnen.
- Wir stehen auf Ihrer Seite. Wir glauben Ihnen. Wir drängen Sie zu nichts. Hier haben Sie Zeit.
- Die Frauen*beratung ist Ihr Raum zum (gemeinsamen) Nachdenken, wo alle Gefühle sein dürfen, wo es um Ihre Bedürfnisse geht.
- Gemeinsam entstehen Lösungsmöglichkeiten, an die Sie allein vielleicht nicht gedacht hätten.
Schweigen schwächt, darüber reden stärkt.
In einer Frauen*beratung können Sie offen darüber sprechen, was Sie belastet. Sie können sich Zeit nehmen, über sich nachzudenken und müssen nicht gleich eine Entscheidung treffen. Frauen*beratung bietet einen ruhigen Raum zum Nachdenken über Ihre Situation mit einer Beraterin, die Sie zu nichts drängt. In der Frauen*beratung passiert nichts gegen Ihren Willen und es werden keine Informationen an Dritte weitergegeben. Sie können anonym kommen und sich aussprechen oder uns in der Onlineberatung schreiben.
Parteiliche feministische Beratung heißt, dass die Beraterin auf Ihrer Seite steht, Sie ernst nimmt, Ihnen glaubt und Sie in dem unterstützt, was Sie selbst wollen. Auch wenn Sie noch nicht genau wissen, was Sie wollen und auch wenn Sie Ihr Problem noch nicht genau benennen können, sind Sie in der Frauen*beratung richtig. Sie finden hier Unterstützung dabei, herauszufinden was Sie wollen und brauchen. Es geht um Ihre Bedürfnisse.
Die Frauen*beratung ist ein Ort, an dem Sie nicht „funktionieren“ müssen. Sie dürfen hier all Ihre Gefühle zeigen, Ihren Schmerz, Ihre Verzweiflung und Hilflosigkeit genauso wie Ihre Wut und Ihren Zorn. Eine Sprache für das Erlebte zu finden, entlastet und hilft dabei, wieder neu handlungsfähig zu werden. Gemeinsam mit einer Beraterin können Sie einen neuen Blick auf Ihre Situation werfen und Lösungsmöglichkeiten entwickeln, an die Sie allein noch nicht gedacht haben.
Stärken Sie sich mit psychosozialer Beratung
Rufen Sie uns an 01 / 587 67 50 oder schreiben Sie uns in unserer datensicheren Onlineberatung: https://frauenberatenfrauen.assisto.online/
Bei akuter Bedrohung
- Wiener Frauenhäuser: 05 77 22
- Frauenhelpline gegen Gewalt: 0800 / 222 555
- 24-Stunden-Frauennotruf: 01 / 71 71 9
- Gewaltschutzzentrum: 01 / 585 32 88
- Polizei 133 oder 112
- Notruf für gehörlose Personen: SMS Polizei 0800 133 133
- HelpChat der Frauenhelpline: www.haltdergewalt.at
