Rezensionen
Esther Hutfless, Gertrude Postl, Elisabeth Schäfer (Hg.innen):
Hélène Cixous. Das Lachen der Medusa
Wien: Passagen Verlag 2013
http://www.passagen.at/cms/
Lachen als Befreiung
Hélène Cixous’ Werk „Das Lachen der Medusa“ begreift Schreiben als körperlichen
und politischen Akt, ausgehend vom weiblichen Begehren und entfaltet seine Wirkungen in
feministischer Theorie und Praxis seit seinem Erscheinen im Jahr 1975 bis heute. Claudia
Simma hat den Text behutsam ins Deutsche übertragen und mit Kommentaren zur Übersetzung
ergänzt.
Mit Jacques Derrida verbindet Cixous eine jahrzehntelange Freundschaft, ein wichtiges Thema
für beide ist die Dekonstruktion von hierarchischen binären Bedeutungspaaren (Männlichkeit –
Weiblichkeit, Vernunft – Gefühl, Aktivität – Passivität, Geist – Körper). Ihre dekonstruktivistische
Methode besteht im Umkehren und Verschieben von vermeintlichen Gegensatzpaaren, im Auflösen
von Dichotomien, wodurch ein Zwischenraum entsteht, welcher die einzelnen Elemente in neuer
Bedeutung miteinander in Beziehung setzt.
Gertrude Postl verortet Cixous’ Schreiben im historischen Kontext, der vielstimmige
poetisch-philosophische Text von Esther Hutfless macht die Praxis von écriture féminine sinnlich
erfahrbar.
Eva Laquièze-Wanieks Text „Von weißer Tinte zu Medusas Schlangen – Der Frauen- und
Subjektbegriff in Hélène Cixous’ Écriture Féminine“ verdeutlicht Cixous’ Konzept
einer weiblichen Schrift als Anrufung an Frauen, sich schreibend zu entwerfen und poetisch die
Veränderung und Erneuerung der Gesellschaft als symbolischer Ordnung zu initiieren. Als
Gegenbewegung zum Ausschluss des Anderen Differenzen sichtbar zu machen, das Weibliche als
(eine von vielen) Differenz(en) in die patriarchale symbolische Ordnung einzuschreiben.
VALIE EXPORTs „Aktionshose: Genitalpanik“ zeigt ebenso einen Prozess performativen
weiblichen Schreibens, der dasjenige, was zuvor noch als kastrierende und entwertende Fehldeutung
der Frau der Frau galt, in ein Zeichen des Widerstandes gegen ihre kulturelle Verdrängung und
Abwertung verwandelt.
Silvia Stoller untersucht die Bedeutung des Lachens bei Cixous anhand philosophischer Theorien
des Lachens. Medusas Lachen ist ein explosives, körperliches, subversives und befreiendes Lachen.
Sie lacht, weil sie die phallozentrische Logik durchschaut, die männliche Fremdbestimmung
verweigert und diese durch Selbstbestimmung ersetzt.
Den Abschluss bildet ein Gespräch zwischen Elisabeth Schäfer und Hélène Cixous über das Verhältnis
von Literatur und Philosophie, Körper und Sprache, die Zukunft feministischen Denkens und Medusa
als queen of queers und ihr cross-dressing.
Bettina Zehetner